Beitrag vom 12. Dezember 2020

Das Gesundheitswesen verändert sich rasant – Megatrends wie die Digitalisierung sind zu Fortschrittsbeschleunigern geworden. Doch wohin geht die Reise und was können wir tun, um die Zukunft der Gesundheit gemeinsam zu gestalten? David Traub, Head of Medical Affairs & Market Access, hat davon eine genaue Vorstellung

Reisen wir gemeinsam in die Gesundheitswelt des Jahres 2049. Das ist zweifellos ein ambitioniertes Projekt. Doch diese Zukunft ist uns heute bereits näher als wir glauben. Oft ist es jedoch der Blick in die Vergangenheit, der Fortschritt überhaupt erst fassbar macht. Nehmen wir zum Beispiel die Onkologie: Noch vor wenigen Jahrzehnten waren die Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen und Patienten mit Krebs äußerst begrenzt. Entsprechend ungünstig sah die Prognose der Betroffenen aus: So verstarben bis in die frühen 1980er Jahre noch etwa sieben von zehn Krebspatienten an der Erkrankung. Heute stehen für Patientinnen und Patienten mit Krebs vielfältige Behandlungsoptionen zur Verfügung: Wie sprechen von zielgerichteten Therapien, die hochpräzise in das Krankheitsgeschehen eingreifen, von personalisierten Arzneimitteln, Immun- und Zelltherapien – und bald schon werden hochindividualisierte Vakzine Realität im Behandlungsalltag sein. Infolge der rasanten Fortschritte ist heute für die Mehrheit der Patientinnen und Patienten Heilung oder Langzeitüberleben möglich – und mit Blick in die Zukunft scheint sogar eine „Vision Zero“ zunehmend in das Blickfeld der Onkologie zu rücken. Umso wichtiger, dass auch die Politik der gesellschaftlichen Herausforderung Krebs mit dem Ausruf der „Nationalen Dekade gegen den Krebs“ im Jahr 2019 die notwendige Priorität und Aufmerksamkeit eingeräumt hat.

Megatrends sind Fortschrittsbeschleuniger 
Das Schlagwort der Transformation unseres Gesundheitswesens ist momentan nicht nur in der Onkologie allgegenwärtig – und dies zurecht. Denn es steht außer Frage, dass sich die Gesundheitsversorgung in den nächsten 30 Jahren stärker verändern wird als jemals zuvor. Antreiber dieser Transformation sind Megatrends wie Digitalisierung und Konnektivität, die Individualisierung, aber auch der demografische Wandel und eine veränderte Arbeits- und Lebenswelt. Damit einher geht ein neues Verständnis von Gesundheitsversorgung: Während heute der Fokus noch primär auf der Behandlung von Krankheiten liegt, werden wir in Zukunft Erkrankungen immer öfter verhindern können. Oder anders ausgedrückt: Wir werden Gesundheit managen. 

Der digitalen Transformation unseres Gesundheitswesens kommt dabei eine entscheidende Rolle bei: Digitale Technologien und intelligente Algorithmen werden die Forschung beschleunigen, die Prävention und Versorgungsqualität verbessern und Kosten reduzieren. Die umfassende Integration von Daten und künstlicher Intelligenz wird letztlich dazu beitragen, eine personalisierte Gesundheitsversorgung im eigentlichen Sinn zu etablieren: Eine Gesundheitsversorgung, die den Nutzen des Einzelnen in den Mittelpunkt rückt. Auf technischer Ebene wäre vieles heute bereits möglich: Wir könnten medizinische Forschung und tägliche Versorgung längst so verknüpfen, dass wir mit jeder Diagnose und Behandlung heute neues Wissen für die Zukunft generieren. Und wir könnten Wissen und Expertise so vernetzen, dass Spitzenmedizin jede Patientin und jeden Patienten unabhängig vom Wohnort erreicht. 

Gemeinsam Zukunft gestalten 
Woran es heute noch fehlt? An Vernetzung und Austausch – und dies in jeglicher Hinsicht. So fehlt es rein technisch noch immer an einer Infrastruktur, die die strukturierte und standardisierte Erfassung, die Vernetzung und den Austausch von Gesundheitsdaten jenseits von Insellösungen überhaupt ermöglicht. Hier gilt es zeitnah und nachhaltig digitale Lösungen in unser Gesundheitssystem einführen und deren Interoperabilität sicherstellen. Aber es fehlt auch an Austausch und Vernetzung im eigentlichen Sinne: Wir müssen stärker aufeinander zugehen und Wissen und Erfahrungen austauschen. Als forschendes Gesundheitsunternehmen verstehen wir uns daher nicht nur als Innovationstreiber – sondern vor allem auch als Partner im Gesundheitssystem: Für Patientinnen und Patienten, für Ärztinnen und Ärzte sowie für Gesundheitsbehörden und Leistungserbringer. Gleichzeitig fordern wir aber auch Offenheit gegenüber dem industriellen Know-How – und Offenheit dafür, bestehende Forschungs- und Versorgungsstrukturen gemeinsam konsequent am Fortschritt für Patientinnen und Patienten auszurichten. Hier ist zweifellos die Politik gefragt, die einen Rahmen für die Digitalisierung des Gesundheitssystems vorgeben muss. Vor allem aber sind wir alle gefragt: Als Beteiligte im Gesundheitssystem, aber auch als Gesellschaft müssen wir uns der Frage stellen, wie viel jeder von uns bereit ist, für den medizinischen Fortschritt einzubringen. So bedarf es auch einer aufgeklärten gesellschaftlichen Debatte darüber, inwieweit wir mittels unserer persönlichen Gesundheitsdaten ein lernendes Gesundheitssystem individuell mitgestalten wollen. Denn erst eine breite Datenlage wird es uns ermöglichen, Wissen und Expertise aus den medizinischen Spitzenzentren in die breite Versorgung zu tragen, so dass jede Patientin und jeder Patient die Chance auf die bestmögliche Behandlung erhält. 

Aufbruchsstimmung 
Wenn wir einen gemeinsamen Willen aufbringen, können wir heute eine Gesundheitsversorgung gestalten, die personalisierter, präziser, und präventiver und dabei zugleich solidarischer sein wird. Das mag nach einer Utopie klingen – es ist aber vor allem eine gemeinsame Aufgabe. Wie sehr jeder von uns davon profitieren kann, zeigt der vorliegende Entwurf einer Gesundheitswelt 2049. 

David Traub, Head of Medical Affairs & Market Access, Roche Pharma AG

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