Eine Krebsbehandlung, die auf Basis genetischer Informationen und leistungsstarker Algorithmen auf die individuellen Bedürfnisse von Patient:innen zugeschnitten ist. Das ist schon lange keine Utopie mehr. Mit dem Ineinandergreifen von modernster Diagnostik, hochpräzisen Arzneimitteln und intelligenten Informationstechnologien werden die Grundlagen für die Präzisionsmedizin von morgen schon heute gelegt.
Rund eine halbe Million Menschen erkranken allein in Deutschland jedes Jahr an Krebs. Und doch gibt es ihn eigentlich gar nicht, den einen Krebs. Vielmehr ist Krebs eine Erkrankung mit tausend Facetten, so einzigartig wie die Gene eines jeden Menschen. Die gute Nachricht: Das Wissen, dass jeder Tumor ein individuelles genetisches Profil besitzt, wird heute zunehmend in Therapien übersetzt, die hochpräzise auf die individuelle Erkrankung von Patient:innen zugeschnitten sind.
Personalisierte Medizin wird zunehmend Realität
Bei einigen Krebserkrankungen, beispielsweise Brust- oder Lungenkrebs, sind personalisierte Arzneimittel, also Medikamente, die sich gezielt gegen einzelne genetische Mutationen richten, bereits etabliert. Gleichzeitig ist das bislang nur der Anfang: Eine hochpräzise, personalisierte Gesundheitsversorgung wird in Zukunft für immer mehr Patient:innen mit Krebs möglich sein. Schon heute gibt es immer mehr Medikamente, die so spezifisch wirken, dass nur wenige Hundert Patient:innen überhaupt für eine Behandlung in Frage kommen – und dies zum Teil unabhängig davon, in welchem Organ der Krebs auftritt. In Zukunft wird es Therapien geben, die individuell für einzelne Patient:innen hergestellt werden.
Individuelles Tumorprofil als Schlüssel
Voraussetzung für den Einsatz personalisierter Krebstherapien ist die molekulargenetische Testung des Tumors – denn nur so lassen sich die Patient:innen identifizieren, die für eine personalisierte Behandlung in Frage kommen. Hier kommt die moderne Diagnostik ins Spiel: Mittels modernster Analyseverfahren lässt sich heute innerhalb kürzester Zeit von jedem Tumor ein individuelles Profil erstellen - sozusagen der Fingerabdruck der Krebserkrankung. So bietet beispielsweise Roche zusammen mit dem Unternehmen Foundation Medicine einen Service an, der in einer einzigen Tumorprobe eine Vielzahl therapierelevanter Genveränderungen parallel untersuchen kann. Dafür ist heute nicht einmal mehr unbedingt eine Gewebeprobe notwendig: Für eine sogenannte Liquid Biopsy oder Flüssigbiopsie werden nur wenige Milliliter Blut benötigt, die dann auf zirkulierende Tumor-DNA untersucht werden. Für Patientinnen und Patienten kann das von Vorteil sein, da kein chirurgischer Eingriff mehr nötig ist. Gleichzeitig lässt sich mittels Liquid Biopsy aber auch vergleichsweise einfach beobachten, wie sich der Tumor im Verlauf der Behandlung verändert. Im Idealfall kann darauf mit einer angepassten Therapie reagiert werden – in jedem Fall liefern diese Daten wichtige Informationen für weitere Forschung und künftige Therapien.
Versorgungsdaten als Schlüssel für den Fortschritt
Welchen zentralen Stellenwert Daten aus der Versorgung für den weiteren Fortschritt in der Krebsmedizin haben, weiß auch Dr. Susanne Schach, Expertin für Real World Data bei der Roche Pharma AG. „Jedes Tumorprofil, jeder einzelne Datensatz aus der Versorgung ist ein neues Puzzleteilchen in unserem Bild von Krebs“, betont sie. „Aber wir müssen das Bild auch zusammensetzen. Denn erst die Vernetzung von vielen Tausend Datensätzen ermöglicht es, am Ende auch Muster zu erkennen, die für die medizinische Forschung, aber auch für individuelle Therapieentscheidungen genutzt werden können.“
Das Potential dieser Daten aus der klinischen Routineversorgung, der sogenannten Real World Data, ist enorm – gleichzeitig werden sie bislang jedoch kaum genutzt. So basiert der aktuelle Fortschritt in der Krebstherapie fast ausschließlich auf Informationen, die im Rahmen kontrollierter klinischer Studien gewonnen wurden. Das sind aber lediglich fünf Prozent der potentiell vorhandenen Daten. Die restlichen Daten werden täglich in der Versorgung von Patientinnen und Patienten generiert: Es sind beispielsweise Daten aus Laboruntersuchungen, aus der Radiologie, Pathologie und zur Behandlung – aber auch Informationen aus ärztlichen Notizen oder Gesundheits-Apps zählen dazu. „Das Wissen über Krebs, das in diesen Daten steckt, lässt sich kaum abschätzen“, so Schach. „Aber wir nutzen es bisher nicht ausreichend. Viele Daten aus der onkologischen Versorgung in Deutschland entsprechen nicht den qualitativen Ansprüchen, sie sind unstrukturiert und oft liegen sie sogar nur auf dem Papier vor. Es fehlt an Vernetzung und einer flächendeckenden digitalen Infrastruktur – und an einem rechtlichen Rahmen, der den Austausch von pseudonymisierten und anonymisierten Gesundheitsdaten zu wissenschaftlichen Zwecken unter Einschluss aller Beteiligten unterstützt. Das heißt auch unter Berücksichtigung der privatwirtschaftlichen Forschung, die ja überwiegend für die Entwicklung neuer Medikamente verantwortlich ist.“
Eine forschende Versorgung ist möglich
Dass dies möglich ist, zeigt ein Beispiel aus den USA: Dort hat Flatiron Health, ein strategischer Partner von Roche, innerhalb weniger Jahre in Kooperation mit Kliniken und Forschungseinrichtungen eine Plattform aufgebaut, die die Versorgungsdaten von mittlerweile mehr als zwei Millionen Krebspatienten strukturiert erfasst, miteinander vernetzt und somit für Forschung und Versorgung nutzbar macht. Die Daten können sowohl von Zulassungsbehörden, Kliniken, der Wissenschaft als auch von forschenden Gesundheitsunternehmen genutzt werden. „Das Beispiel zeigt uns, was längst möglich ist“, so Schach. „Wir haben heute die Technologien, um Versorgung und Forschung so eng zu vernetzen, dass wir mit jeder Behandlung neues Wissen für die Zukunft generieren könnten. Wir könnten so nicht nur den Fortschritt in der Forschung massiv beschleunigen - es wäre gleichzeitig ein großer Schritt in Richtung einer personalisierten Gesundheitsversorgung, die die individuellen Bedürfnisse eines jeden Patienten in den Mittelpunkt rückt.“
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